Dummes Gelapp

Texas / USA - Tagebuch

13. Februar 2006
   

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So, 22. 01. - Die Luftbrücke

Heute haben wir erstmal ausgeschlafen.
Nach dem Aufstehen habe wir im Fernsehen Conehead angeguckt. Eine Familie mit langen Köpfen. War sehr lustig.

Draußen hats gedrascht. Innerhalb einer Minute gings los, und genauso schnell hats auch wieder aufgehört. Seltsam. Aufgrund fehlender Gullis steht dann aber das Wasser überall, wenns regnet. Das trocknet in der Sonne aber wieder sehr schnell weg.

Draußen wars recht kühl. Mit Pullover und Jacke ist es aber fast schon wieder zu warm. Die Temperaturen schwanken sehr stark an den einzelnen Tagen.

Am frühen Nachmittag sind wir in die Baybrock Mall gefahren. Das ist ein Einkaufszentrum ähnlich den Kollonaden, den Arcaden oder der Stadtgallerie bei uns. Hier kann man Klamotten kaufen. Bemi Frisör (neue dt. Rechtschreibung) gibt es 5 verschiedene Preisgruppen für einen Haarschnitt. Je nachdem wie aufwendig der sein soll. Das billigste ist hier recht teuer. Die genauen Preise habe ich mir nicht gemerkt. Mal schauen, was das kostet, wenn ich dann mal zum Frisör gehe.

Ich wundere mich immernoch, wie es hier im Sommer auszuhalten sein wird. Es scheint so, als verbringt man hier kaum Zeit im Freien. Man ist immer entweder im Gebäude oder im Auto; und alles ist klimatisiert. Anders ist es im Sommer wohl auch gar nicht auszuhalten. Aber ich werde sehen.

Abends, um halb 7, sind wir zu Konrads gefahren. Peter hat ja gestern den Beamer aufgebaut, so dass heute mit der High Society geguckt werden kann. Im Fernsehen kommt der Film 'Die Luftrücke' auf deutsch, auf einem deutschen Kanal. Die Luftbrücke war 1948, nach dem 2. Weltkrieg, die Verbindung von Westberlin zur Außenwelt.
Es waren deutsche Gäste mit denen die Konrads sonst so verkehren anwesend. Zum Essen gab es u.a. selbstgemachte Suppe. Die war sehr scharf. Aber für die Bayern (aus Bayern kommen die Konrads, sowie Peter) recht normal. Ansonsten gabs ganz normal ein kleines Buffet.
Peter hat gemeint, da kommen immer recht prominente Gäste. Z.B. war schonmal der deutsche Konsul da. Unser heutiger prominenter Gast war Meyer E. Minchen. Er ist damals die Luftbrücke geflogen. - Das war ja mal wieder höchst interessant. Meyer ist Amerikaner. Er hat nach dem Film einen kleinen Vortrag aus dem Stehgreif gehalten, wie das damals so abging.
Die haben damals sogar die Kohle für die Kraftwerke und die Heizung nach Westberlin mit dem Flugzeug geschafft. Eigentlich alles, was man zum Leben braucht. Mal Nahrung, mal Blumen, einfach alles. Alle 90 Sekunden ist dort ein Flugzeug gestartet und gelandet. Und das ganze ging dann ein paar Monate so.
Meyer hat noch viele superinteressante Einzelheiten von sich gegeben. Er hat z.B. erzählt, dass er im Flugzeug entweder die Scheibe frei hatte oder heizen konnte. Beides gleichzeitig ging nicht.
Die ham immer Benzin auf die Scheibe gekippt, um sie frei zu kriegen. Das war aber wegen der Brandgefahr zu gefährlich, wenn die Heizung lief. So hat er auch schon während dem Flug das Fenster geöffnet und per Hand die Scheibe frei gekratzt.
Mir fällt gar nicht mehr ein, was der noch so alles erzählt hat. Es waren auch sehr bewegende Momente dabei.

Achso, im Obergeschoss steht nochmal ein Riesenfernseher; und ein Computer mit Breidbild-Flachbildschirm. Geguckt ham wir den Film alle verteilt im ganzen Haus. Obwohl wir gar nicht so viele Leute waren. Unterhalten habe ich mich auch mit einem Geschäftsmann, der schon zeitig von zu Hause ausgezogen ist und nach Amerika gegangen ist. Er hatte eine gute Position bei IBM. Das war schon ein komischer Kunde. Aber durch ihn sind Konrads an den Meyer E. Minchen gelangt.
Die Leute sind aber keine Schnösel, wie man so von reichen Leute das Vorurteil könnte. Das waren alles ältere Leute, so um die 50.
Ach ja. Und ein Professor war auch dabei.
Wir waren halt die neuen Praktikanten aus Deutschland in der Firma. Der gehobene Nachwuchs also.
Mit den Typen kann man prima intelligente und unterhaltsame Diskussionen führen.

Als dann um 10 Uhr alle gegangen sind, haben wir uns noch exklusiv mit Walter und Eva unterhalten. Peter, Dirk und ich. Walter wollte ins Bett. Er hat immer gesagt: "So, es war schön heute", aber Eva wollte lieber noch ein paar Leute um sich haben. So haben wir noch ein bißchen geplaudert. Jetzt können wir die Gesamtsituation noch besser einschätzen. Jetzt wussten wir, wie die Konrads so drauf waren, worum es ihnen geht und sonst noch einiges was man für einen leichteren Umgang mit ihnen wissen sollte.
Es scheint, als werden wir eine schwere Zeit vor uns haben, weil die Erwartungen an uns sehr hoch sind.

Peter hat uns sonst an alles neue herangeführt. Er war sozusagen unser Lehrer. Er hat uns die Hintergründe der Firma, der Familie, der Praktikanten, der Verhältnisse usw. erklärt. Durch ihn hatten wir einen sehr leichten Einstieg in das amerikanische Leben, speziell in Texas als Praktikant bei Rollac.



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